Ist uns eigentlich bewusst, wie sensibel und empfindlich unsere Gefühle und Gedanken auf Negativ-Meldungen in den Nachrichten oder in Gesprächen reagieren? Und was das mit unserer Kraft und Energie macht?
Gerade in Zeiten, in denen die Berichterstattung zunehmend Bedrohung, Angst und Sorge ausdrückt oder gar vorschnell von (vermeintlichen) Zuspitzungen berichtet, kann es entscheidend sein, dass wir uns bewusst machen, welchen Einfluss die Nachrichten auf uns haben.
Und welchen Einfluss wir auf die Nachrichten haben.
Die Welt ist ein Dorf, wenn es um die Verbreitung von Nachrichten geht, Durch die Globalisierung und das Internet erscheint jede Nachricht so nah, als würde jedes Geschehen direkt uns selbst betreffen.
Und tatsächlich (be)treffen uns wirklich viele Nachrichten: über die Resonanz. Wir reagieren wie ein Klangkörper oder wie eine Gitarrensaite. Sobald eine bestimmte Frequenz im Außen erklingt, beginnt die dazugehörige Saite in uns mitzuschwingen. So kann die emotionale Berichterstattung über ein weit entferntes angstbelastetes Ereignis durch die Resonanz unsere eigenen persönlichen Ängste auslösen und zum Schwingen bringen. Unser Gehirn und unser Emotionalkörper machen keinen Unterschied zwischen direkter oder indirekter Betroffenheit. Die Angst unterscheidet nicht, ob wir etwas selbst erleben oder bei einem entfernten Ereignis empathisch mitfühlen.
In beiden Fällen spüren wir die Angst persönlich und direkt, im eigenen Körper, in den eigenen Emotionen, in der Seele. Und die Angst raubt uns Kraft, lässt uns kleiner werden, ängstlicher. Der Horizont wird eng zum Tunnelblick, die Atmung wird flach, der ganze Körper spannt sich an. Bei realer oder vermeintlicher Bedrohung schaltet das Innere auf den Überlebens-Modus „Angriff oder Flucht“. Dadurch erhalten die Überlebensinstinkte Vorrang vor allem anderen. Auch Vorrang vor logischen, vernünftigen, psychologischen, spirituellen oder weisen Gedanken und Entscheidungen.
Ginge es wirklich um unser Überleben, würden wir die Situation durch Angriff oder Flucht meistern, wodurch sich die Angst löst und unser System sich wieder beruhigt.
Ist es aber keine existentielle persönliche reale Bedrohung sondern eine ausgelöste Angst durch Resonanzen, dann können wir nicht angemessen und stressabbauend reagieren und bleiben in der Angst stecken.
Wenn wir von den eigentlichen Ereignissen gar nicht direkt betroffen sind, warum lassen wir es zu, uns zu ängstigen oder ängstigen zu lassen? Hat es irgendeinen Nutzen, uns von der fremden oder kollektiven Angst mitreißen zu lassen?
Schauen wir uns unser aktuelles Leben an, genau jetzt, in diesem Moment, während wir diese Zeilen lesen. Gibt es in diesem Moment, in diesen Minuten, aktuell direkt vor uns ein existenzbedrohendes Ereignis, auf das unser System mit Angst, Angriff oder Flucht reagieren muss?
Wahrscheinlich nicht, denn sonst würden wir uns nicht diesen Zeilen widmen sondern beispielsweise ein Feuer löschen, ein wildes Tier vertreiben oder die Flucht ergreifen.
Dennoch mag es unter der Oberfläche in uns gefühlte Ängste oder Bedrohungen geben: Angst vor Krankheit, Angst vor Krieg, Angst vor dem Tod, Angst vor Armut, Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst vor dem oder den Fremden, Angst vor dem Verlassenwerden, Angst vor dem Alter und viele andere mehr.
Solche „Angst vor“-Ängste reagieren schnell und direkt auf die entsprechenden Auslöser im Außen, schwingen mit und werden aktiv und präsent. So kann eine Gefahr am anderen Ende der Welt über die Resonanz plötzlich zu unserer eigenen ganz persönlichen und realen Angst werden. Obwohl wir uns nicht wirklich in einer existenzbedrohende Situation befinden, ist die Angst plötzlich groß und ganz real spürbar.
Wenn dies bei vielen Menschen gleichzeitig geschieht, entsteht ein großes Angst-Feld, das über die Resonanz immer mehr Menschen ansteckt und sich immer weiter ausdehnt. Dann reicht mitunter ein Funke, um das ganze System explodieren zu lassen.
Was können wir tun, um diesen Automatismus und die Spirale der Angst zu unterbrechen? Wie können wir mit unseren Ängsten produktiv umgehen, damit unsere eigenen Ängste nicht das Angst-Kollektiv stärken?
Resonanz ist immer ein Zeichen, dass etwas Ähnliches in uns antwortet. Wenn es in uns keine Ängste gäbe, könnten äußere Angstthemen nicht auf uns wirken.
Um von äußeren Auslösern unabhängig zu werden, gilt es also, die eigene Ängste zu lösen, zu transformieren, zu heilen. Das ist ein längerer Weg, der oft auch mühsam ist, wenn wir feststellen, wie hartnäckig manche Ängste sind. Es ist anstrengend, dass manche Ängste, die wir tragen, nicht unsere eigenen sind sondern aus unserer Familie, von unseren Ahnen oder aus dem Kollektiv stammen.
Bis wir selbst angstfrei sind, können wir dafür sorgen, uns nicht unnötig von fremder Angst anstecken zu lassen. Wir können uns entscheiden, uns nicht mehr benutzen zu lassen für schreckliche Nachrichten aus aller Welt oder Negativmeldungen aus unserem Umfeld.
Was nützt es, Nachricht um Nachricht aufzunehmen, wenn wir keine Möglichkeit haben oder keinen Impuls verspüren, tatsächlich an dem Geschehen oder dessen Folgen etwas zu verändern? Warum sollten wir negativen Nachrichten, Meldungen oder Gesprächen Raum geben, wenn diese weder zu Erkenntnis oder Heilung noch zu Verbesserung oder Lösung führen?
Selbst wenn wir meinen, all diese Meldungen wären wichtig, damit wir ins Tun kommen und aktiv werden. Auch wenn wir helfen können und wollen, ist das nicht immer umsetzbar. Selbst der Fleißigste, Stärkste, Mutigste, Barmherzigste und Mächtigste kann nicht alle Themen und Probleme dieser Welt lösen.
Daher braucht es die Entscheidung, einen Filter oder eine Dosierung einzubauen:
Wie viele und welche Nachrichten möchte ich aufnehmen? Was ist der Gewinn für mich und die Welt? Gibt es einen Nachteil für mich und die Welt, wenn ich die Dosierung der Negativmeldungen deutlich reduziere? Was macht das mit meiner Energie? Was bewirkt es im Kollektiv?
Wir können uns entscheiden, generell nicht mehr freiwillig für beunruhigende Nachrichten, Geschichten und Ereignisse zur Verfügung zu stehen. Und wir erlauben uns, unsere Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was uns wirklich wichtig ist. Wir wollen nur noch das stärken, was wachsen soll. Wir entscheiden wieder bewusst, wofür wir unsere Energie und Kraft verwenden wollen und lenken darauf unsere Aufmerksamkeit.
Jeder von uns hat in sich ein feines „Messinstrument“, das uns anzeigt, wie unser System auf etwas reagiert: neutral, schwächend oder stärkend. Wir brauchen „nur“ in uns hineinzuhören, zu spüren, wahrzunehmen. Und je öfter wir dies tun, desto sicherer wird unser Umgang mit diesem Messinstrument. Wir bemerken immer schneller, was uns stärkt oder schwächt. Und wenn uns etwas schwächt, können wir bewusst entscheiden, in welchem Rahmen, in welcher Dosierung wir dies zulassen wollen.
Dazu gehört auch, uns zu erlauben, uns nur noch mit den Menschen, Dingen oder Situationen zu umgeben, die uns wirklich wichtig sind. Wir entscheiden, für welche Menschen und Dinge wir gern unsere Zeit und Energie verwenden.
Vielleicht gilt es, manche Bekanntschaften zu beenden, bisherige Gewohnheiten zu verändern und neue Kreise zu suchen und zu finden. Das kann schmerzlich sein und schwer. Aber es lohnt sich, für uns selbst und für unser Umfeld.
Wenn wir uns vorwiegend mit förderlichen Eindrücken umgeben, stärken wir in uns das, was förderlich ist. Wie außen, so innen.
Und dann beginnen auch wir, dieses Förderliche auszustrahlen. Wie innen, so außen.
So finden sich immer mehr Menschen und Situationen in dieser Energie zusammen und es entsteht ein förderliches Feld.
Was würde geschehen, wenn die Tagesschau nur noch Beiträge ausstrahlen würde, die die Energie anheben? Nachrichten und Berichte über das, was gelungen ist, Freude verbreitet, Mut macht, liebevoll ist oder die Hoffnung stärkt. Wie würde uns eine Tageszeitung „Die gute Nachricht“ gefallen, die ihren Schwerpunkt in erbaulichen und energie-anhebenden Nachrichten hätte?
Wir können uns diese andere Tagesschau und Tageszeitung auch selbst erschaffen. Anstelle der bisherigen Tagesschau machen wir unsere eigene „Tages-Schau“, im wahrsten Sinne des Wortes. Jeden Abend schauen wir auf unseren Tag zurück und erinnern uns 15 Minuten lang an all das, was unsere Energie gestärkt hat. Fällt uns nicht so viel ein, erinnern wir uns an stärkende Erlebnisse anderer Tage. Oder wir meditieren oder schauen uns Filme oder Bilder von beglückenden und liebevollen Momenten an.
Und anstelle der morgendlichen Zeitungs-Nachrichten lesen wir Liebesbriefe, Weisheitsgeschichten, humorvolle Anekdoten oder anderes Erbauliches.
Wir entscheiden darüber, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Wir entscheiden, ob wir das Stärkende oder das Schwächende unterstützen.
Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.
Herzliche Grüße
Anja Trude
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