Ob durch eigenes Interesse oder über bestimmte Lebenssituationen, immer wieder werden wir neu eingeladen oder auch deutlich aufgefordert, uns mit einem Thema zu beschäftigen, das uns alle betrifft und über das viele weder nachdenken noch sprechen möchten: das Thema Sterben und Tod.
Warum fällt es uns so schwer, uns diesem Thema zu stellen? Ist die eigene Sterblichkeit so beängstigend? Ist es die Angst vor dem Sterben? Oder eher die Angst vor dem Tod? Ist es die Angst vor Schmerzen, Angst vor Veränderung? Oder ist es die Ungewissheit, ob und was danach kommen wird?
Wenn wir den Sterbeprozess und den Tod als „die große Reise“ und eine besondere, intensive Erfahrung in einem Erdenleben betrachten und diese Erfahrung als wichtig annehmen und wertschätzen lernen, dann ist das Thema Sterben und Tod einfach nur ein weiterer Schritt unserer Entwicklungs- und Wachstums-Reise und verliert seinen Schrecken.
Die Planeten und (astrologischen) Archetypen können uns helfen, diese Reise und ihre verschiedenen Phasen kennenzulernen. Wenn wir genauer schauen, stellen wir fest, dass jeder Planeten-Archetyp seinen Anteil am Sterbeprozess hat.
Angenommen der Sterbeprozess ist eine Wanderung durch den gesamten Tierkreis. Welche Phasen, Themen und Erkenntnisse würde der Wanderer dann auf diesem Weg durchlaufen? Wem wird er begegnen, was wird er erleben?
Der Wanderer tritt ein in den Kreis und stürmt mit Mars an seiner Seite los, um mit Entschlossenheit, Kraft, Mut und Energie gegen die Sterblichkeit und den Tod zu anzukämpfen. Irgendwann erkennt der Kämpfende erschöpft, dass der Tod diesen Kampf gewinnen wird und die Zeit des Kämpfens vorbei ist.
In diesem Moment erscheint Venus und lenkt die Aufmerksamkeit auf all die schönen Dinge des Lebens. Der Wanderer beginnt, alles intensiv zu genießen, zu betrachten und wertzuschätzen, all die sinnlichen Genüsse und auch das Leben an sich. Nach einer Weile erkennt er, dass aber dies nicht die eigentlichen Schätze sind, denn das letzte Hemd hat keine Taschen.
Ihm ist es jetzt wichtig, mit verschiedenen Menschen das Gespräch zu suchen und über all das zu sprechen, was bisher ungesagt war. Mit Merkur an seiner Seite fällt es dem Wanderer leicht, die passenden Worte zu finden.
Und dann kommt die Herzenszeit des Mondes, die Zeit der Emotionen und der Gefühle, das Wahrnehmen der Verbundenheit und Geborgenheit bei seinen Lieben und auch die Trauer und das Weinen um den bevorstehenden Abschied.
Mit der Sonne findet der Wanderer in seine Mitte zurück, er ist ganz zentriert und bei sich. Eine große Ruhe und Kraft durchströmt ihn, er wirkt plötzlich sehr lebendig und seine Wärme strahlt weit in sein Umfeld.
Nach diesem kraftvollen Aufblühen des Lebens tritt dann noch einmal Merkur an seine Seite und hilft dem Wanderer, auch in der Phase der Existenzangst einen klaren Kopf zu behalten und sich gründlich auf die nächsten Phasen und Schritte seines Weges vorzubereiten.
Die zweite Hälfte des Weges hat begonnen und auch Venus erscheint erneut, um den Wanderer zu unterstützen, in sich und seinen Beziehungen Ausgeglichenheit zu finden und friedvolle Harmonie zu erreichen.
Jetzt ist es für den Wanderer an der Zeit, Pluto zu begegnen , um am Lebensende noch einmal eine ganz große Wandlung zu vollziehen, die große Transformation, den Stirb- und Werdeprozess im wahrsten Sinne des Wortes: das Sterben der Materie und das Werden der geistig-spirituellen Dimension.
Der Wanderer kann sich jetzt nach innen wenden und mit Jupiter in ganz neue Höhen aufsteigen und sich – religio – rückanbinden an das Übergeordnete und Spirituelle, um so mit Weitblick nicht nur auf sein eigenes Leben sondern auch auf die Existenz als Ganzes zu schauen.
Saturn als der Hüter der Schwelle, der reife alte Weise, prüft den Wanderer mit klarem und strengem Blick, erkennt sofort dessen Wesen(tliches) und achtet auf die Einhaltung alter kosmischer Gesetze, bevor er ihn übertreten lässt.
Eine große Veränderung beginnt, wenn der Wanderer alle Erden-Hierarchien und -Gesetze hinter sich lässt und mit Uranus einen außergewöhnlichen surrealen Zustand der Freiheit erlebt.
Wenn sich dann alle Grenzen auflösen und der Wanderer transzendent das Göttliche erfährt, ist mit Neptuns Hilfe aus dem Ich und Wir ein „ES“ geworden: das göttliche All-Eins-Sein.
Wovor sollten wir uns also fürchten?
„Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.“ (Joseph von Eichendorff)
Herzliche Grüße
Anja Trude
Foto: Free-Photos, pixabay